DAS BERGWERK DER VERGANGENHEIT

 

Der Eingang zum Stollen, vernagelt verschlossen.

Von Legenden und Sagen sorgsam bewacht.

Lag das Bergwerk, einsam und fast schon vergessen

Im Schatten der Vergangenheit bis vergangene Nacht.

Als ein Bursche auf  seiner einsamen Reise

Von Gegenwart nach Zukunft es entdeckte.

Bei einer Epoche in einer Schneise,

Die sofort seine jugendliche Neugier erweckte.

 

Er erbrach das Schloß und trat vorsichtig ein,

Die Sache erschien ihm doch nicht ganz geheuer.

Und es leuchtete ihm, anstatt Lampenschein,

Häuserbrand und Mündungsfeuer.

Vor seinen Füßen lag ein toter Asiate,

Ein Vietnamese, von Napalm entstellt,

Der mit dem Krieg gar nichts zu tun hatte.

Seine gebrochenen Augen beklagten die Welt.

 

Ein Stück weiter hinten ein Starfighter-Wrack

In einem Tümpel von Chemikalien verschmutzt.

Daneben ein Kriegsgewinnler im Frack

Und lackierten Schuhen, noch nicht oft benutzt.

Vom Blut der Soldaten freigeschwemmt

Liegt ein paar Schritte weiter eine Atombombe da.

Gezündet von Menschen im Haß und enthemmt,

Geworfen damals auf Hiroschima.

 

Die nächste Etage verstärkte sein Grauen,

Hier lagen die Zeugen des drei´gjähr´gen Krieg.

Verstümmelte Kinder, geschändete Frauen,

Erschlagene Männer. Wo bleibt da der Sieg?

Daneben lagen Indianer und Neger

Aufgetürmt zu großen Haufen.

Ermordet aus Habgier und zum Zeitvertreib

Und weil sie nicht der Lehre des Friedens glaubten.

 

Im Stollen tiefer etwas Holz in der Asche

Vom Scheiterhaufen auf dem Hus einst starb.

Weil er etwas sagte, was anderen nicht paßte

Und er es somit mit diesen Anderen verdarb.

Gleich dahinter lagen Christen und Löwen,

Vor circa 2000 Jahren in Arenen verlacht.

Die im Leben sinnlos gegeneinander kämpften,

Der Tod hat sie zu Partnern gemacht.

 

Der Bursche indes um Jahre gealtert,

Das Haar von grauen Strähnen durchzogen,

Schleppte sich mühsam dem Ausgang zu.

Von der Vergangenheit um die besten Jahre betrogen.

In gebückter Haltung und für immer verstummt,

So tritt er hinaus an´s Tageslicht.

Und fragt sich, was er in dem Bergwerk gesucht,

Denn er fand nur viel Schmutz, aber Gold fand er nicht.